HMS Banshee

HMS Banshee
HMS Banshee

In einem Möbelhaus hatte ich ein Holzsegelschiff fürs Wohnzimmer gesehen, das auf den ersten Blick sehr dekorativ war. Bei näherem hinsehen erwies sich aber, dass das Modell sehr lieblos zusammengebaut war und die geforderten 130 Euro in meinen Augen keinesfalls Wert war. Also machte ich mich auf die Suche nach einem passenden Modell. Passend trifft es hier ziemlich genau, denn es sollte ja im Wohnzimmer stehen und durfte daher nur 60 cm lang und 25 cm breit sein.

 

Nach einiger suche stieß ich auf die HMS President von der Firma Sergal/Krick im Maßstab 1:60. Auch der Preis war mit 80 Euro als Einsteigermodell erträglich. Auch weil mir die Schiffe aus den Napoleonischen Kriegen besonders gut gefielen, war die President ideal, da sie auf 1750 datiert ist. Allerdings hatte ich vorher noch nie ein Holzmodell gebaut und so musste zunächst einiges recherchiert werden. Also schaffte ich "Den Mondfeld" an und las mich durch diverse Foren und Bauberichte anderer Holzschiffe.

 

Der Bausatz besteht aus Lasergeschnittenen Spanten, vielen Holzleisten und einigen Metallgussteilen. Außerdem ist ein Plan, sowie eine äußerst lustig übersetzte Bauanleitung dabei. Der Plan hat allerdings einige Tücken und Fehler. Zunächst wurden die Spanten auf den Kiel geklebt. Damit sich beim Zusammenbau nichts verziehen kann, wurde eine kleine Helling aus einem Sperrholzbrett angefertigt. Auf dieses Gerippe wurden nun die Planken mit Ponal Holzleim aufgeklebt. Die Leisten wurden gewässert und über einem Leistenbiegegerät an die Rumpfform angepasst. Zum fixieren während der Trocknung dienten Stecknadeln.

 

HellingBeplankung

 

Nach dem vollständigen beplanken, musste der Rumpf gespachtet und verschliffen werden, damit die zweite Schicht Planken, sowie die Rammbordleisten aufgeklebt werden konnten. Hier zeigten sich auch die ersten Fehler im Bauplan, denn irgendwie kam das mit den Rundungen alles nicht hin. Schimmer war noch, dass die mitgelieferten Metallgussteile nicht passen wollten. Es klafften riesige Spalten und das Heck errinnerte mehr an das Modell aus dem Möbelhaus.

 

PlankenGespachtelter Rumpf

 

Also entschied ich mich vom Bauplan abzuweichen und ein eigenes Modell zu bauen. Am meisten störte mich ohnehin, dass das Modell nicht über eine schöne Galeon und den entprechend wuchtigen Korb verfügte. In einem Warhammer Zinnfigurenladen fand ich eine Banshee Zinnfigur, die dem Schiff dann gleich auch den Namen gab.

 

HeckGaleon

 

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts wurden Schiffsrümpfe bereits mit Kupfer beschlagen, anstatt sie mit Kalkweis zu streichen, um ihn vor Bewuchs und Bohrwürmern zu schützen. Hierzu verwendete ich 8mm breite selbstklebende Kupferfolie von der Rolle, die mit einem Zahnrad ihre Nieten erhielt. Der Kupferbeschlag wurde dann mit Zaponlack versiegelt.

 

KupferbeschlagKupferbeschlag

 

Ein Einkaufsbummel mit meiner Freundin bescherte mir, in einem Modeschmuckladen die passende Deko, wie Engel, Totenköpfe, Hecklaternen, Putten und Ketten. Dazu wurden verzierte "billige" Ohrringe angepasst - das Schmuckkonvolut kostete etwa 10 Euro. Das Heck wurde, da es so unförmig war, dem Heck der HMS Surprise aus dem Film "Master und Commander" nachempfunden. Auch die Lafetten der Kanonen wurden aus dünnerem Material neu gebaut. Bemalt wurde die Banshee mit Clou Holzbeize in verschieden Farbtönen. Weisse und goldene Teile erhielten einen anstrich aus Revell Aqua Farben.

 

Verzierungen aus dem SchmuckladenHecklaternen und "Wappen"

 

SteuerstandKanonen

 

Sobald der Rumpf fertig war, und die Masten standen, machte ich mich an die Takelage. Zur Montage der Wanten baute ich eine kleine Takelhilfe aus Holzleisten. Das mitgelieferte Takelgarn war jedoch viel zuwenig, sodaß ich etliche Meter nachkaufen musste. Auch habe das laufende Gut um einige Blöcke ergänzt. Der "Mondfeld" war hier sehr hilfreich, sodaß auch zusätzliche Topnannten und Brassen einzug hielten. Zu spät bemerkte ich allerdings, dass das stehende Gut damals geteert war, und daher eigentlich schwarz sein müsste.

 

TakelhilfeFockmast

 

Haupt und BesanmastBreitseite

 

Der Standfuß ist eine massive Eichenplatte, die dunkel gebeizt wurde. Die Messingfüße entstanden auf der Drehbank. Am Schluss sollte noch eine Flagge gehisst werden. Allerdings erwies sich die im Bausatz beigelegte Flagge in doppelter hinsicht als unbrauchbar. Die Flagge stellte das White Ensign ab 1801 dar, was so garnicht zur angegebenen Jahreszahl auf der Packung passte. Meine HMS Banshee sollte um 1790 segeln, weshalb sie ein White Ensign ohne Patricks Kreuz benötigte. Zum anderen war die Stoffflagge aus dem Bausatz so steif, dass sie nicht bei Windstille dargestellt werden konnte.

Deshalb fertigte ich ein White Ensign aus einem Stück Küchenrolle. Dazu wurden die Umrisse mit Bleistift auf die Küchenrolle aufgezeichnet. Nach dem zurechtschneiden konnte das Stück mit Holzleim bestrichen werden. Danach legte ich die Fahne in die Form, die sie bei Windstille hätte und hängte sie zum trocknen auf. Als der Leim getrocknet war, wurde die Fahne bemalt.

 

White EnsignHeck

 

VogelperspektiveDie Banshee

 

Die HMS Banshee hat viel Spaß gemacht, und wird nicht mein letztes Holzschiff sein. Nach einem knappen Jahr Bauzeit, habe ich viel über Schiffe gelernt. Sicherlich enthält das Modell einige historische Inkorrektheiten, aber die Suche nach einem neuen Modell läuft bereits auf Hochtouren, damit das hier gelernte in das nächste Modell einfließen kann.

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